Freitag, 24. Juli 2009

Nicaragua - Isla de Ometepe

Der Weg nach Nicaragua führte uns zuerst in die Hauptstadt Costa Ricas "San Jose". Aufgrund der üblichen Buskomplikationen mussten wir dort auch einen Zwischenstopp einlegen bevor es am nächsten Tag zur Mittagszeit mit dem Tica Bus Richtung Grenze ging. Somit hatten wir genug Spielraum um bei einem morgendlichen Spaziergang die Stadt unsicher zu machen. Es ging durch die Fußgängerzone direkt in den nächsten Mc Donalds. Nach der Stärkung drehten wir noch ein Paar runden, holten unsere Sachen aus dem Hostel und fuhren mit den Taxi zum Tica Bus.

Tica Busse sind in ganz Zentral Amerika im Einsatz und haben sich auf das Internationale Personentransportgeschäft spezialisiert. Mit festen Fahrplänen, einem organisierten Gepäcktransport und komfortablen, klimatisierten Reisebussen eine echte Ausnahme hier.

Nach sechs stuendiger Bussfahrt kamen wir an der Grenze an und ließen Costa Rica hinter uns. Dieses Land ist auf jeden Fall eine Reise wert. Gerade Naturbegeisterte kommen hier voll auf ihre Kosten. Unzählige Nationalparks (27% der Landfläche) präsentieren sich hier mit einer unglaublichen Artenvielfalt (Weltweit das Land mit der groessten Artenvielfalt pro Fläche) von Pflanzen und Tieren die man Hautnah erleben kann. Die Mentalität ist ähnlich wie in Panama wenngleich man das Gefühl hat, dass Costa Rica touristischer und auch etwas reicher ist als sein südliches Nachtbarland.

Bevor wir schlussendlich an unserem Ziel "Isla de Ometepe" ankamen, mussten wir noch eine Nacht in Rivas verbringen einer kleinen Stadt direkt am Interamerikaner Highway Nr. 1. Am nächsten Morgen ging es mit dem Boot über den Lago de Nicaragua auf die Vulkaninsel. Bestehend aus den beiden Vulkanen Conception (1610m) und Madera (1347m) sind die ursprünglich getrennten Inseln durch Lavastroeme zusammengewachsen und bilden heute die groesste vulkanische Suesswasserinsel der Erde. Unser kleines Hotel lag genau zwischen den beiden Vulkanen direkt am See.

Auch auf dieser Insel werden, wie fast überall in Zentralamerika, alte Amerikanische Schulbusse, die sogenannten Chicken-Busse, als Haupttransportmittel eingesetzt. Auch hier total ueberfuellt. An einem Morgen wurde wir auf dem Weg zum Bus von einem ca. 75jaehrigen Einheimischen gesegnet, der vor einem Spielplatz saß und uns erzählte, dass dieser Spielplatz durch Spendengelder aus aller Welt gebaut werden konnte. Dafür wollte er sich bei uns bedanken. Der Gedanke ist schön für jeden der in seinem Leben schon einmal eine Spende getätigt hat. Mich jedenfalls brachte er zum schmunzeln. Der Anblick des alten freundlich lächelnden, kleinen Mannes, die gefühlte Dankbarkeit und der kleine bunte Spielplatz im Hintergrund. Einfach ein schoener Moment. Wenngleich wir uns fuer diese Spende natuerlich nicht verantwortlich fuehlten und dem Maennlein dies sicherlich bewusst war. Man kann sich ja schliesslich nicht immer mit Ruhm bekleckern.

Ihr könnt euch ja alle vorstellen, dass wir die Insel nicht verlassen wollten ohne wenigstens einen der beiden Vulkane bestiegen zu haben. Also brachen wir eines Morgens um 6:00 Uhr auf um zusammen mit Chrissie, Johannes und einem einheimischen Guide den groesseren aber niedrigeren Vulkan Madera zu erklimmen. Aufgrund der fehlenden Spitze ist er etwa 250 m niedriger, dafür gibt es jedoch einen Kratersee der auch zu einem erfrischenden Bad einladen sollte. Überhaupt gilt er als die landschaftlich attraktivere Wahl.

Anfangs noch voll motiviert ging es fast die Hälfte der sechs Kilometer langen Strecke im Eilgang nach oben. Zu dieser Zeit interessierten wir uns noch für die Umgebung, die tollen Blicke, die Papageienschwaerme über unseren Köpfen, die kleinen Reis- und Kaffeeplantagen und für jede auch noch so kleine bunte Raupe am Wegrand. Doch dass sollte sich schlagartig ändern. Der Vulkan ist ab einer Hoehe von 700m mit dichtem Regenwald bewachsen. Der Weg wurde immer steiler, enger, nasser und dadurch rutschiger. Dafür wurde aber auch die Sicht schlechter, weil die Spitze normalerweise immer in einer Nebelglocke liegt. Der Trampelpfad war fast unpassierbar. Immer wieder versperrten umgeknickte Bäume den Weg. Knoecheltiefe Matschpfuetzen in denen man immer wieder stecken blieb, erschwerten das Laufen. Lockeres Geröll und rutschige Wurzeln, die man oft nur unter dem Schlamm erahnen konnte machten jeden Schritt zum Spiel mit dem Glück. Seitlich luden ungesicherte Abhaenge gerade dazu ein abzustürzen. Und dem nicht genug, kamen Regen und jede Menge Moskitos hinzu. Warum macht man so etwas freiwillig und zahlt dafuer auch noch Geld? Immer wieder waren wir kurz davor aufzugeben. Meistens wenn ein noch steileres, beziehungsweise gefährlicheres Hindernis überwunden werden musste. Auf so etwas waren wir beim besten Willen nicht vorbereitet. Unsere extrem wandergeeigneten Sneakers mit „Slick“ Profil (also quasi profiellos wegen der besseren Bodenhaftung) machten die Sache komischerweise auch nicht besser. Die einzige Motivation war ein lohnender Blick vom Gipfel. Als wir diesen schließlich total erschöpft erreichten, war uns nicht einmal dieser Blick vergönnt. Man konnte gerade zwischen der üppigen Regenwaldbäumen den Nebel sehen. Der Kratersee hatte für uns völlig an Reiz verloren, denn das Letzte was wir jetzt noch wollten wäre schwimmen zu gehen. Chrissie und Johannes, die beiden Sportstudenten haben sich dann alleine mit dem Guide bis zum See durchgekämpft und wir warteten oben am Gipfel.

Der Abstieg war ebenfalls eine Qual. Die Papageien waren uns nun völlig egal. Der einzige Blick galt dem Weg und die Gedanken waren bei der Dusche im Hotelzimmer. Die Schuhe und Hosen und sogar die Socken waren mittlerweile nass und komplett mit Schlamm durchtraenkt. So kamen wir nach acht Stunden total ausgepauert am Fuß des Berges an. Und alles nur um sagen zu können: "Wir waren oben!".

Für uns gab es am darauf folgenden Tag nur eins. Ruhen. Der schwarze Sandstrand vor unserem Hotel war der geeignete Platz dafür. Baden, lesen, angeln und in Hängematten faulenzen. So wie sonst halt auch nur diesmal war es noch entspannender. Die Tatsache, dass es in diesem See auch eine große Population an bis zu drei Meter langen Bullenhaien gibt störte uns dabei nicht. Außerdem an der Angel wäre das bestimmt ganz lustig. Die Fragen: "Suesswasser? Haie?? hae???" sind durchaus berechtigt und ich muss zugeben, dass ich mir die gleichen gestellt habe. Die Antwort: "Ja! Der Bullenhai ist der einzige Hai der auch im Suesswasser vorkommen kann." klingt doch trotzdem irgendwie komisch. Naja wir haben Ausschau gehalten und denken auch eine Flosse gesehn zu haben. Ganz sicher sind wir allerdings nicht.

Nach fünf tollen Tagen Inselleben geht unsere Reise weiter nach Granada, eine der schönsten Kolonialstädte Nicaraguas...

5 Kommentare:

  1. hallo, jetzt geht's ja schlag auf schlag. die schilderungen werden immer besser. noch ein bisschen ausgearbeitet und ihr könnt einen schönen reisebericht veröffentlichen.
    viele grüsse
    jp

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  2. sehe ich genauso! Wirklich klasse!

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  3. stimmt, Eure Schilderungen lesen sich wirklich gut, wirken flüssig und authentisch, ungekünstelt und interessant.
    Auch Eure Bilder sind ein Augenschmaus. -gute Farb- und Formgebung!
    Gut zu wissen, dass die Spenden ankommen und sie den Menschen helfen.
    Ich würde auch gerne etwas über die Lebensbedingungen der Einheimischen erfahren (Alter, Schule, medizin. Betreuung Arbeitsbed. Feste....) wenn möglich.
    lg Mama

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  4. Hallo ihr zwei Lieben, wie die anderen schon sagen, eure Berichte sind super formuliert, machen Laune und Lust auf mehr....
    Auch die Bilder sind eine Augenweide und man muß den Hut ziehen wie ihr das alles so meistert. Spitze!!
    Außerdem möchten wir uns für eure Postkarten bedanken, freuen uns immer riesig ein Lebenzeichen von euch zu bekommen. Laßt es euch gut gehen, fühlt euch gedrückt
    Herzlichst Tania und Josch mit Anhang

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  5. Hallo,
    möchten uns auch mal wieder zu Wort melden. Die tollen Berichte und Bilder sind faszinierend. Wann bekommt man schon so lehrreiche und informative Berichte die ohne Vorbehalte glaubwürdig sind. Wir freuen uns schon auf Eure nächsten Ausführungen. Macht weiter so,jedoch nicht ohne die notwendige Vorsicht walten zu lassen.Viele, viele Grüße und weiterhin viel Erfolg
    Frank und Roswitha

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