Mittwoch, 11. November 2009

Australien - Bowen bis Cairns

In Bowen wurden wir in der Touristen Information auf einen Flyer aufmerksam. "Australias best dive". Das klingt ja durchaus viel versprechend. Bei genauerem Hinsehen wurde schnell klar, dass es sich nicht etwa um einen Tauchgang am Great Barrier Reef handelte sondern um einen Tauchgang am Wrack der SS Yongala. Dieses Tauchgebiet wurde zu einem der Top 10 Wrackdives weltweit gewaehlt. Jetzt wollten wir natuerlich etwas mehr in Erfahrung bringen, da wir noch nie zuvor an einem Wrack getaucht waren.

Das Wrack der SS Yongala liegt auf sandigem Boden in einer maximalen Tiefe von 27 m. In etwa auf halben Weg zwischen Kueste und Riff. SS steht fuer Steam Ship und deutet schon darauf hin, dass es sich um ein aelteres Schiff handelt. Die Yongala war 1911 in einem riesigen Zyklon gesunken und riss alle der ueber 120 Passagiere mit in die Tiefe. Gefunden wurde sie erst ueber 50 Jahre spaeter. Diese Faktoren machen das Wrack einzigartig. Im Umkreis von mehreren zehn Kilometern ist nur Sand. Deshalb sind alle Fische mehr oder weniger an das Wrack gebunden. Ueber fast ein ganzes Jahrhundert konnte sich hier ein Lebensraum fuer allerlei Meeresbewohner bilden, den man nun bestaunen kann.

Jetzt hatten wir genug gehoert und wollten uns eine eigene Meinung bilden. Also haben wir gleich fuer den naechstmoeglichen Termin unsere Tauchgaenge gebucht. Das hiess fuer den Florian gleich am naechsten Morgen einen Introduction Dive zu machen, um seine Zertifizierung aufzufrischen und schon am darauf folgenden Tag sollte es dann auch fuer uns losgehen. Die Tauchbasis liegt am Alva Beach in der Naehe von Ayr, etwa eine Autostunde noerdlich von Bowen. Nachdem Florian seinen Introdive erfolgreich absolviert hatte, bekamen wir beim Abendessen einen Anruf von der Tauchbasis. Aufgrund technischer Probleme musste der Tauchgang abgesagt werden und der naechst moegliche Termin war vier Tage spaeter. Na Toll!

Jetzt hatten wir bereits Blut geleckt und wollten unbedingt zur Yongala tauchen. Wir bekamen einen Preisnachlass und beschlossen, trotz 200km Umweg, noch Townsville und Magnetic Island dazwischen zu schieben, um die vier Tage nicht zu verschenken.

Magnetic Island war wie eine Art Erholung von den sonst recht schnell wechselnden Stopps entlang der Ostkueste. Die Insel bietet mehrere tolle Straende und den ein oder anderen Wanderweg mit schoenen Aussichtspunkten, auf denen uns wieder einmal Koalas begegneten. Ausserdem gibt es eine ganze Kolonie Wallabees und abends kann man Possums beobachten die aufgrund ihrer Neugier sehr nah herankommen. Ich musste mich schliesslich von dem ein oder anderen heissgeliebten Kleidungsstueck trennen. Man koennte aber auch sagen, ich bereite mich langsam auf Suedostasien vor, um mich dort notgedrungen neu einzukleiden.

Dann war die lange Durststrecke ueberstanden und es konnte endlich mit dem Tauchgang losgehen. Nach einer ausfuehrlichen Einweisung in die Besonderheiten des Tauchplatzes brachte uns ein Landrover zum Strand. Dort wartete bereits das Schlauchboot auf uns und sollte von einem Traktor ins Wasser gelassen werden. Nach kleineren Anlaufschwierigkeiten und etwas Warterei auf abnehmende Flut gings dann umso schneller Richtung Yongala.

Unser erster Tauchgang dort war ein spezielles Tieftauchtraining, welches fuer Taucher mit Open Water Zertifizierung erforderlich ist. Also runter auf den Grund. Die Sichtweite von etwa 15 Metern lies etwas zu wuenschen uebrig, machte die ganze Sache aber auch etwas spannender, da es schien als wuerden alle Fische sehr ploetzlich und nahe vor uns auftauchten. Schon beim Abtauchen begegnete uns ein Manta Rochen, mehrere Korallenschlangen, eine Muraene und unzaehlig viele grosse Fische, die in ganzen Schwaermen um das Wrack zogen. Manchmal wirkte es fast als wuerden sich die Waende des Wracks bewegen wenn eine der groesseren Stachelmakrelen ihr Glueck in einem riesigen Heringsschwarm versuchte. Die Massen an Fischen war unglaublich. Zig Napoleons, ein Stachelrochen mit ueber 2,5 Meter Durchmesser und ein Grouper im Kleinwagenformat waren sicherlich die Highlights der beiden Tauchgaenge.

Waehrend der Mittagspause hatte ich dann genug von den bis zu 3m hohen Wellen und beschloss die Fische mit meinem Fruehstueck zu fuettern. Drei mal! Ansonsten lief alles einwandfrei und es war auf alle Faelle ein erstklassiger Tauchtag. Abends mussten wir noch unseren Theoriekram abgeben und bekamen unser Tieftauchzertifikat.

Jetzt hatten wir keine Zeit mehr zu verlieren um nach Cairns zu kommen und dann von dort aus weiter nach Port Douglas. Wir waren ja noch nicht am Great Barrier Reef gewesen und das sollte sich nun aendern. Mit der Poseidon fuhren wir ans noerdlich gelegene Agincourt Ribbon Outer Reef, also an die Kante des Great Barrier Reefs. Diesmal hatte ich vorsichtshalber mal zwei Tabletten gegen Uebelkeit eingeschmissen. Mir ging es blendend und die Fische hatten diesmal Pech gehabt. Es standen drei Tauchgaenge an unterschiedlichen Riffen an. Alle waren sehr gut. Tolle Sichtweiten, schoene Korallen, leider etwas wenig Fische aber dafuer immer mal wieder ein Hai. Diesmal kamen wir um die babyblauen Stingersuits mit Faeustlingen und Haube nicht herum. Wie ein ueberdimensionaler Strampler. Spitze!

Im Endeffekt hatte sich der Werbeslogan auf dem Flyer der Yongala bewahrheitet, auf dem da stand: "Du wirst in einem Tauchgang am Wrack mehr Fische sehen als in 10 Tauchgaengen am Riff". Trotzdem moechte ich die Rifftauchgaenge nicht missen und sie waren durchaus ihr Geld wert.

Florian hatte nur noch drei Tage uebrig und so beschlossen wir nach Cape Tribulation zu fahren. Kaept'n Cook persoenlich gab der Region ihren Namen als er vor der Kueste mit seinem Schiff auf ein Korallenriff gelaufen war. Dieses Gebiet ist das einzige weltweit, indem zwei UNESCO Welterbe aufeinander treffen. Der tropische Regenwald von Cape York und das Great Barrier Reef. Die Straende sind toll aber leider wegen Krokodilen und Quallen nicht zum schwimmen geeignet. Den hier heimischen Kasuar, eine Art Strauss, haben wir auch nicht finden koennen.

Zurueck in Cairns hiess es fuer uns schliesslich Abschied nehmen. Von einem Kameraden, Freund und Bruder der immerhin einen Monat mit uns gereist war und mit dem wir nun viele gemeinsame Erlebnisse teilen. Die vier Wochen zusammen mit Florian haben uns sehr gut gefallen und uns der Heimat wieder etwas naeher gebracht.

Nun sind wir wieder auf uns allein gestellt.

Tja "The show must go on ..."

2 Kommentare:

  1. Schaut nach einem super Tauchgang aus - vor allem dort am Wrack. Steam heisst ja Dampf, insofern ist klar was da auf dem Grund liegt. Aber die Viecher am Land sind auch nicht ohne. Und der Delphin so nahe, fantastisch.
    Jochen

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