Freitag, 7. August 2009

Guatemala

Wie der Titel dieses Textes bereits verraet, waren die Grenzen von Honduras wieder passierbar und wir konnten unsere Reise etwas verspaetet fortsetzen. Nach einer abenteuerlichen Busfahrt durch Honduras und El Salvador kamen wir kurz nach Mitternacht an der Grenze zu Guatemala an. Wir holten uns den Einreisestempel und danach war erstmal eine vier stuendige Schlafpause auf dem Parkplatz der Grenzstation angesagt. Alle Fahrgaeste suchten sich geeignete Plaetze rund um den Bus. Strasse und Gehsteige waren dafuer sehr beliebt. Wir bevorzugten die Gepaeckfaecher im unteren Teil des Busses um dort unsere Rucksaeke zu bewachen. So sparten wir uns eine Uebernachtung und kamen sehr frueh, wenn auch total uebernaechtigt, in Guatemala City an. Mit dem naechsten Chiken-Bus gings sofort weiter nach Antigua.

Antigua ist die dritte Kolonialstadt in Folge und in unseren Augen auch die Schoenste. Im Gegensatz zu Grenada und Leon ist die ganze Stadt in einem sehr guten Zustand, was sicherlich nicht zuletzt an den Touristenstroemen liegt, die immer wieder ueber Antigua herfallen. Viele kleine, geschmackvoll hergerichtete Parks laden zu kurzen Verschnaufspausen ein, waehrend man zwischen Ruinen und Kirchen die Highlights der Stadt erkundet.

Trotz des schwerst bewaffneten, allgegenwaertigen Wachpersonals ist staendige Vorsicht geboten. Manchmal sogar gerade wegen des Wachpersonals. Einem Englaender, mit dem wir die Abende in unserem Hostel verbrachten, wurde in der Bank von einer Bankwache das Geld aus dem Automaten gestohlen. Entgegen aller Erwartungen bekam er jedoch das Geld zurueckerstattet. Ein weiteres amuesantes aber nuetzliches Detail waren die kostenlosen Touristeneskorten durch die Polizei zu einem beliebten Aussichtspunkt oberhalb der Stadt.

Bei der Wahl unserer Reiseroute hielten wir uns wiedereinmal an die Highlights des Lonely Planets und so gings nach zwei Tagen weiter nach Rio Dulce.

Auf den Strassen regieren LKWs und Busse. Waehrend sich die normalen PKWs an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten, fahren LKWs und Busse ganz unter dem Motto: "Man darf nicht schneller fahren als die Muehle mit aller Gewalt hergibt!". Da wird einem Angst und Bange. Aber nicht nur die Fahrweise, auch der schlechte Zustand der Fahrzeuge ist unvorstellbar. Wenn ein Reifenprofil abgefahren ist wird einfach ein geplatzter Reifen mit intaktem Profil daruebergeklebt. LKWs werden masslos ueberladen und ueberholen trotzdem selbst in Kurven ohne Sicht. Die Folge sind schwerste Verkehrsunfaelle von denen wir auf den ersten 200km Richtung Rio Dulce allein vier gesehn haben. Ein Wunder, dass wir unversehrt an unserem Ziel ankamen.

Rio Dulce ist nur noch ein Ueberbleibsel aus der Zeit als hier die einzige Faehre ueber den gleichnamigen Fluss Rio Dulce fuehrte. Heute thront die eher unspektakulaere groesste Bruecke Mittelamerikas mit etwas ueber drei Kilometer Laenge ueber der Stadt und macht sie zu einem Zwischenstopp auf dem Weg Richtung Belize oder Mexiko. Jedoch kommt hier niemand wegen der Stadt sondern vielmehr wegen dem Fluss. Mit weit verzweigten Wasserwegen, umgeben von tropischem Regenwald fliesst er vom Lago de Izabel bis ins Karibische Meer im Osten des Landes.

Deshalb kam fuer uns natuerlich nur ein Hostel auf dem Fluss in Frage. Wir entschieden uns also fuer das Casa Perico, eine Unterkunft auf Stelzen mitten in sumpfigen Regenwald am Rand eines kleinen Seitenarms des Rio Dulce. Kleine Bungalows mit Daechern aus Palmenblaettern sind ueber ein System aus Holzwegen mit dem Haupthaeuschen verbunden. Wir bekamen unseren eigenen kleinen Bungalow mit Haengematte und Balkon. Drei Schweitzer Freunde haben sich mit dem Bau 2003 einen Lebenstraum erfuellt. In direkter Umgebung zu tollen Ufervillen der Schoenen und Reichen liegt hier seitdem ein Backpacker-Traumdomizil. Am naechsten Tag ging es dann mit einem der kostenlosen Kanus durch die Wasserwege. Einziger Nachteil waren die Moskitos und die hattens in sich.

Die naechste Etappe fuehrte uns nach Flores, eine Stadt mitten im Lago Peten Itza. Die Stadt ist "ganz OK" aber nichts besonderes. Jedoch, durch die Naehe zum absoluten Muss in Guatemala, naemlich der Maya-Staette Tikal und wegen der guten Anbindung nach Belize, fuer uns sehr attraktiv. Der See ist schoen und angenehm zum Schwimmen.

Der naechste Morgen begann fuer uns bereits um kurz nach vier Uhr. Wir hatten einen Trip nach Tikal gebucht und um einerseits eine moeglichst aktive Tierwelt vorzufinden und andererseits den touristischen Massen zu entgehen, haben wir uns fuer den fruehest moeglichen Termin entschieden. Wie sich herausstellte war dies eine sehr gute Wahl. Wir waren eine der Ersten bei den Tempeln und hatten sie somit mehr oder weniger fuer uns ganz alleine. Die Lichtverhaeltnisse und die Stimmung so frueh am Morgen waren gigantisch. Der ganze Komplex uebertraf unsere Erwartungen bei weitem. Vor allem die Tatsache, dass Menschen bereits 700v.C. zu solchen Bauwerken faehig waren ist faszinierend. Das besondere im Vergleich zu anderen Maya-Staetten ist, dass Tikal mitten im Jungel liegt. Waehrend man von einem Tempel zum naechsten schlaendert kann man die ganze Artenvielfalt des Nationalparks geniessen. Als wir Tikal gegen 12 Uhr verliessen kam uns ein ganzer Besucherstrom entgegen. Es wurde also hoechste Zeit zu gehn.

Nachdem wir Guatemala im Eilgang erlebt haben, koennen wir eigentlich recht wenig ueber Land und Leute berichten. Und das hat auch einen guten Grund. Zwar sind wir ohne groessere Probleme durchgekommen und moechten die Sache auch nicht weiter ueberspitzen trotzdem fuehlten wir uns hier nicht ganz so wohl. Die Kriminalitaetsrate ist wohl sehr hoch und vor Gewalt wird nicht zurueckgeschreckt. Man sieht hier auch sehr viele Waffen. Im Bus sass ein Mann neben uns, der waehrend der Fahrt immer wieder an seiner Pistole rumspielte. Sicherlich ist das ein Ueberbleibsel aus dem jahrelangen Buergerkrieg aber das macht die Sache auch nicht besser. Da uns aber nichts passiert ist, schaetze ich den Verkehr als Gefahrenquelle Nr. 1 ein. Eigentlich sehr schade, da Guatemala landschaftlich und kulturell einiges zu bieten hat.

Fuer uns ist nach eigener Einschaetzung jetzt der schwierigste Teil der Reise geschafft. Zumindest sprachlich geht es jetzt wieder bergauf und alle Laender mit denen wir uns nicht ganz so sicher waren haben wir bereits hinter uns gelassen.

Belize wir kommen...

2 Kommentare:

  1. Puuhh, man kann mit Euch richtig mitfühlen. Sagenhafte Beschreibungen. Na, Gott sei Dank seid Ihr gut durchgekommen. Also manchmal hätte ich bestimmt Höhenangst gekriegt, vor allem so ohne Geländer. Toll.
    JP

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  2. Ich bin auch eifrig am Mitfiebern! Sagenhafte Beschreibung, wirklich spitze!!!

    Schöne Reise : )

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